Blühfläche Ackerwildkräuter
in Zusammenarbeit mit dem BUND Naturschutz Kreisgruppe Starnberg
Der Bauer und sein Kind
Der Bauer steht vor seinem Feld und zieht die Stirne kraus in Falten.
"Ich hab den Acker wohl bestellt, auf reine Aussaat streng gehalten;
nun seh mir eins das Unkraut an! Das hat der böse FEIND getan."
Da kommt sein Knabe hochbeglückt, mit bunten Blüten reich beladen,
im Felde hat er sie gepflückt,Kornblumen sindes, Mohn und Raden.
Er Jauchzt: "Sieh, Vater, nur die Pracht! Die hat der liebe Gott gemacht." - Julius Sturm
Was ist das Besondere?
Durch die Intensivierung der Landwirtschaft sind die Ackerwildkräuter weitgehend verloren gegangen. Etwa ein Drittel der ca. 300 Ackerwildkrautarten stehen deshalb auf der Roten Liste, sind schon ausgestorben oder vor dem Aussterben bedroht. Nur durch gezielte Maßnahmen können sie erhalten werden.
Unkraut?
Diese Kultupflanzenbegleiter sind Nahrung und Kinderstube für eine Vielzahl von spezialisierten Insekten, die sich seit Jahrtausenden zusammen mit der Ackerbegleitflora an Kulturpflanzenbestände angepasst haben. Und die das Erscheinungsbild der Fluren bis in die 1960er Jahre bunt und vielfältig machten.
Wie?
Nur durch eine extensive Bewirtschaftung der Äcker mit einem weiten Reihenabstand und ohne Anwendung von Spritzmitteln/Herbiziden lassen sich diese Wildkräuter wieder fördern.
Für Wen?
Der weite Reihenabstand ist auch für Bodenbrüter wie die Feldlerche und Rebhuhn von Vorteil, die zwischen den Halmen brüten können. Die blühenden Wildkräuter bieten den spezialisierten Insekten Nahrung, die wiederum als Nahrung für die Vögel dienen. Insbesondere die nestflüchtenden Küken von Rebhuhn und Wachtel sind von Beginn an auf ausreichend leicht verfügbare Nahrung angewiesen.
Wie gehen wir vor?
Ackerwildkräuter brauchen Getreide, in dem sie wachsen können. Und sie brauchen die Bodenbearbeitung.
Begonnen haben wir im ersten Jahr mit Hafer. Dieses wird einem weiten Reihenabstand ausgesäet, damit die Kräuter Licht bekommen und sich entwickeln können.
Es wird nicht mehr gespritzt und nur mäßig mit Festmist gedüngt. Damit bekommen die Kräuter, die noch vorhanden sind, die Möglichkeit sich auszubreiten.
Die weniger attraktiven Arten wie z.B. das Klettenlabkraut müssen wir händisch regulieren, da sie das Wachstum seltener Wildkräuter unterdrücken würden.
Für wen sind Ackerwildkräuter überlebenswichtig?
Eine Blühfläche mit regionalem Saatgut bietet Nektar und Pollen für eine Reihe von Insekten, damit auch eine Nahrungsquelle für Vögel und einen Lebensraum für Wildtiere.
Allerdings gibt es Insektenarten, die auf bestimmte Pflanzen spezialisiert sind, welche in der standörtlich angepassten Ackerbegleitflora vorkommen. Diese ist allerdings nur in einem mit Getreide bewirtschafteten Acker möglich, der jährlich umgebrochen wird.
Deshalb bieten wir in Kooperation mit dem BUND Naturschutz Kreisgruppe Starnberg ein ganz spezielles Projekt zur Förderung seltener, zumindest regional in ihrem Bestand bedrohter Ackerwildkräuter an.
Wie?
Die Paten ermöglichen die Durchführung dieser Projekte.
Die Planung einer solchen Fläche bedeutet natürlich zugleich einen Ausfall unseres Ernteertrags.
Somit hängt die tatsächliche Größe der Gesamtfläche von der Nachfrage der Patenschaften ab.
offizielle Sache?
Die Blühpatenschaft für Ackerwildkräuter bieten wir in Rücksprache mit dem zuständigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und
nach fachlicher Beratung des BUND Naturschutzes (Kreisgruppe Starnberg) an.
Produkte der Blühfläche für Ackerwildkräuter
Da Ackerwildkräuter Getreide benötigen, um wachsen zu können, wird in jedem Jahr eine andere Kulturfrucht angebaut. Auch wenn die Ernte aufgrund der geringeren Saatstärke und der mäßigen Düngung deutlich geringer ausfällt (ca. 1/4 des Ertrags), ist unser sekundäres Ziel, dennoch, ein landwirtschaftliches Erzeugnis hervorzubringen.
In manchen Jahren kann es daher sein, dass wir eine "brauchbare" Ernte eerhalten, aus der wir ein verwertbares Produkt verarbeiten (lassen). Dieses verkaufen wir durch Direktvermarktung u.a. in umliegenden Hofläden.
Preislich orientieren wir uns am jeweiligen Marktpreis des verarbeitenden Herstellers und an unseren zusätzlichen Ausgaben für die kostenintensive Reinigung, Verarbeitung und Verpackung des jeweiligen Ernteguts.
Der Gewinn fließt zu 100% in den Erhalt der Fläche.
Was wollen wir erreichen?
Wir wollen einen Acker, in dem Mohn und Kornblumen stehen, Ackerröte, Nacht-Lichtnelke, Gezähnter Feldsalat, vielleicht sogar Frauenspiegel, Ackerrittersporn und Kornrade.
Diese Rückkehr zu den blühenden Äckern, wie sie früher gang und gäbe waren, verstehen wir unter Artenvielfalt auf dem Acker und dabei können Sie uns mit Ihrer Patenschaft unterstützen.
Wir hoffen, mit diesem Projekt auch andere Landwirte dafür begeistern zu können, wenigstens kleine Teile ihrer Äcker wieder der einstigen Vielfalt zur Verfügung zu stellen.
Wo?
Die Fläche für die Ackerwildkräuter liegt in der Nähe von Unterbrunn, Gauting (einen exakten Lageplan der Fläche finden Sie hier) neben einer seit Jahren extensiv bewirtschafteten Wiese, und direkt neben unserer Blühfläche, die wir mit Hilfe der Blühflächenpaten anlegen.
Woraus setzt sich der Patenschaftsbeitrag zusammen?
Durch den Umstieg aus der Maisproduktion für die Biogasanlage auf das viel weniger ertragreiche Getreide, das in weitem Reihenabstand angebaut wird, besteht für uns Landwirte ein starkes finanzielles Risiko.
Da die Fläche allein für den Erhalt der Artenvielfalt optimiert ist, wird der Ertrag geringer sein oder im schlechtesten Fall ganz ausfallen.
Der Patenschaftsbeitrag deckt diesen Ausfall teilweise und auch die Kosten für die Bodenbearbeitung, den Anbau und die Pflege der Fläche.
Die Verwaltung und Werbung für das Projekt kostet uns Zeit und Geld (Homepage und Flyer), was wir leider auch nicht umsonst leisten können - aber nur so kann das Projekt umgesetzt werden.
mindestens 2,5 Hektar?
Um einen bedarfsgerechten Lebensraum für viele Arten (Pflanzen, Insekten, Vögeln und Säugetieren) gewährleisten zu können sollten die Blühfläche und die Ackerwildkrautfläche nicht weniger als 2 Hektar betragen.
In Rücksprache mit dem Bund Naturschutz haben wir beschlossen, insgesamt 2,5 Hektar Ackerwildkrautfläche (entspricht je 25.000 m²) auf unser Risiko für das Patenschaftsprojekt zu reservieren, damit auch Spätentschlossene noch die Möglichkeit haben eine Patenschaft zu übernehmen.
Selbstverständlich sind nach oben hin keine Grenzen gesetzt, bei genügend Nachfrage verwandeln wir auch die gesamten 8,8 Hektar des Ackers im nächsten Jahr in eine Ackerwildkrautfläche.
Bisherige Erfolge?
Seit Beginn des Projektes im Mai 2019 haben sich auf der Fläche bereits zahlreiche, teilweise gefährdete Arten etabliert.
Zwischen den Getreidereihen stehen nun über 70 verschiedene oftmals wunderschön blühende Arten wie Mohn & Kornblume, Frauenspiegel, Ackerrittersporn und Finkensame.
Neben dem Summen der Insekten sind auch zahlreiche brütende Feldlerchen und Wachteln in der Fläche zu hören – mit viel Glück sogar zu erspähen.
Eine Kartierung im Rahmen des Wettbewerbs für Ackerwildkräuter 2024 hat 72 Arten, davon 12(1) Rote-Liste-Arten ergeben. Die Fläche ist damit stolzer Preisträger des 3. Preises geworden und freuen uns riesig!